Früher haben sich Homophobe mit Stolz als solche erklärt. Jetzt lauern sie im Schatten unter uns, untergraben subtil den Kampf für Gleichberechtigung, versuchen zu teilen und zu herrschen, während sie sich in die Sprache der Vernunft hüllen. Sie verbreiten dieselbe verdrehte, irreführende Logik wie früher. Und dagegen muss vorgegangen werden.
Ich war gerade 16 Jahre alt geworden, als das Schutzalter für schwulen Sex im Vereinigten Königreich dem von Heterosexuellen angeglichen wurde. In meinen prägenden Teenagerjahren musste ich mit ansehen, wie Tony Blairs New-Labour-Regierung systematisch die wichtigsten rechtlichen Hürden für die Gleichberechtigung homosexueller Männer abbaute, und das in der erstickenden Umgebung eines katholischen Bildungssystems. Einer meiner Lehrer behauptete gegenüber unserer Klasse von 13-Jährigen, dass die Regierung versuche, Kinder schwul zu machen, und begründete dies mit der Aufhebung des Paragrafen 28 – eines entsetzlichen Gesetzes, das jedem Staatsbediensteten die Entlassung androhte, der Homosexualität als gültigen Lebensstil „förderte“. Der Begriff „Förderung“ ist sehr weit gefasst, und aus Angst um ihren Arbeitsplatz schwiegen Lehrer, die sonst Verständnis für Homosexualität zeigen würden. Durch dieses Gesetz ermutigt, sahen homophobe Lehrer darin eine Legitimierung ihrer Bigotterie und verdoppelten ihren Einsatz im Klassenzimmer.
Damals waren die Grenzen klar zu erkennen. Es gab „sie“ und es gab „uns“. Es gab keine Überschneidungen in einem Venn-Diagramm. Natürlich gab es verinnerlichte Homophobie, und ich war voll davon. Aber in den frühen 2000er-Jahren waren die Homophoben offen und stolz. Und ihre Botschaft war klar: Schwule wollten nicht nur in Ruhe gelassen werden, sie wollten euren Kindern schaden. Die AIDS-Krise gab ihnen biblischen Auftrieb in der Behauptung, dass Gott nicht der größte Fan von Homosexuellen sei, und als klar wurde, dass HIV nicht nur eine Sache ist, die Schwule bekommen, wurden wir in den Augen der Öffentlichkeit mehr als nur Abscheulichkeiten – wir wurden zu einer unmittelbaren Bedrohung für ihre Gesundheit. Und mittendrin war ich, ein schwules Kind, das mehr als alles andere die Unterstützung eines Erwachsenen brauchte, der mir sagte, dass meine Gefühle und Erfahrungen völlig in Ordnung seien. Stattdessen bekam ich das Gegenteil.
In den letzten Jahren gab es ein ziemliches Déjà-vu-Gefühl, allerdings für unsere trans* Freunde. Und anders als in der Vergangenheit ist die Trennlinie nicht so klar. Natürlich gibt es die üblichen offenen Hasser, die am Rande der Pride-Märsche mit ihren langweiligen Plakaten mit Bibelzitaten stehen. Aber es gibt auch andere: Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten. Es sind schwule und bisexuelle Männer und Frauen, die noch vor zwanzig Jahren den gleichen Hass, den gleichen Drang der Gesellschaft nach einer Welt, in der sie nicht existieren, erlebt haben. Doch ihre Unfähigkeit, dieselben Schlüsse aus den kalkulierten und koordinierten Angriffen auf Trans*-Personen zu ziehen, ist nicht nur innerhalb der Communityproblematisch, sondern hat auch zu einer Spaltung geführt, in die sich die heimtückischeren Elemente der Homophobie unter dem Deckmantel der „LGB-Rechte“ und natürlich einiger maßlos verkürzter „Frauenrechte“ eingeschlichen haben. Beides sind zweckentfremdete Anliegen, wie die Worte und Taten derer, die sie missbrauchen, deutlich machen. Aber sie geben denjenigen innerhalb der LGBTQ+-Community, die bisher damit zu kämpfen hatten, „die Trans-Sache“ zu verstehen und zu verarbeiten, eine bequeme Ergänzung und Rationalisierung für ihre bestehenden Vorurteile. Um es ganz offen zu sagen: Unsere eigene Community wird als Waffe gegeneinander eingesetzt.
Identität ist eine mächtige Sache, und wir alle sind dafür empfänglich. Ich erinnere mich noch gut an die Verachtung, die bisexuelle Menschen vor einigen Jahren (und, um ehrlich zu sein, auch heute noch) von der Community entgegengebracht wurde. Die nicht ganz so subtilen Witze wie „bi now, gay later“, die die Vorstellung verbreiteten, dass Bisexualität lediglich ein Sicherheitskonstrukt für diejenigen sei, die nur einen Fuß in der Tür haben. „Er ist in Wirklichkeit schwul, er verleugnet es nur“. Oder noch schlimmer: „Gierig“. Und dann war da noch die kaum verhohlene Frauenfeindlichkeit, die direkt mit dem Kontakt eines bisexuellen Mannes mit den Genitalien einer Frau zusammenhing. Eine einzige Erklärung für dieses Phänomen wäre zwar eine grobe Vereinfachung, aber man kann sagen, dass ein großer Teil davon auf die Identität zurückzuführen ist. Ein Mann, der Männer mag, aber trotzdem Sex mit Frauen hat – das empfanden viele schwule Männer als bedrohlich. Sie hatten Jahre damit verbracht, sich vor sich selbst zu verstecken, und nachdem sie sich geoutet hatten, manifestierte sich der eingebettete Groll aus lebenslanger Unterdrückung und Selbsthass, wenn etwas auftauchte, das den Eindruck erweckte, die Sexualität liege auf einem Spektrum, denn das war bei ihnen nicht der Fall.
Das zeigt sich heute noch viel deutlicher. Zu viele schwule Männer hören die Worte „Ich bin ein Transmann“ und interpretieren das als „Du hast keine andere Wahl, als mit mir Sex zu haben“. Sie fühlen sich in ihrer Identität als schwuler Mann bedroht, weil sie auf Penisse stehen, und diese Person hat keinen Penis. Vielleicht ist ein gewisses Maß an Sympathie angebracht, und vielleicht könnte man sich ihnen gegenüber sensibel verhalten. Aber angesichts des großen Schadens, den eine solche Haltung unseren Trans*-Freunden zufügt, sollte diese Angelegenheit ernst genommen werden. Für mich war das Leben im Closet wie ein Gefängnis, aber wenigstens wusste ich, dass ich in diesem Closet sicher war und man sich um mich kümmerte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich für unsere Trans*-Freunde anfühlen muss, die nicht nur Angriffen aus den üblichen Kreisen ausweichen müssen, sondern auch den Menschen über die Schulter schauen müssen, die eigentlich hinter ihnen stehen sollten.
Homophobe und Frauenfeinde machen sich das zunutze und gründen Organisationen und Gruppen, die behaupten, für die „Gleichstellung von LGB“ zu sein. Das ist natürlich Unsinn. Die Menschen sind dieselben, und auch die Taktiken sind dieselben. Aus „Sie wollen Sex mit deinen Kindern haben“ ist „Sie wollen deine Tochter auf der Damentoilette vergewaltigen“ geworden. Dafür gab es damals keine Beweise, und für Letzteres gibt es auch heute keine Beweise, abgesehen von der geschmacklosen Zelebrierung anekdotischer Evidenz. Wenn man die Logik zu Ende denkt, dann fordern Transphobiker und TERFs, dass die Menschen die Toiletten, Sportmannschaften usw. benutzen sollen, die ihnen bei der Geburt zugewiesen wurden. Aber wir wissen, dass sie das nicht wollen. Wenn morgen Transmänner wieder anfangen würden, die Damentoiletten zu benutzen, würde dies bemerkt werden, und es gäbe den gleichen Aufruhr. Das lässt nur eine logische Möglichkeit zu – es geht nicht um die Sicherheit von Frauen oder die Gewährleistung sicherer Räume für Frauen; es geht um genau dasselbe, was es für LGB-Menschen wie mich vor zwanzig Jahren war – sie wollen, dass trans* Menschen einfach nicht existieren, und das Badezimmer-Narrativ ist ein nützlicher Ersatz, um das in einer vernünftigen Sprache auszudrücken. Bigotterie, getarnt als Sorge. Eine Taktik, so alt wie die Zeit.
Der Monat des Stolzes soll eine Feier sein, aber wie wir ständig daran erinnert werden, ist er auch ein Zeichen des Trotzes für diejenigen auf der ganzen Welt, die nicht marschieren oder auch nur ihr Leben leben können, ohne Angst zu haben, es zu verlieren. In unserer eigenen Community müssen wir uns über den Feind im Inneren im Klaren sein. Die Fanatiker der frühen 2000er-Jahre kommen jetzt mit scheinbar guten Absichten auf uns zu. Sie werden dir sagen, dass sie natürlich all die Rechte unterstützen, die du hast und die sie einst erbittert bekämpft haben, und dass sie deshalb so besorgt darüber sind, dass Trans*-Personen ihnen diese Rechte wegnehmen, weil sie sie unterstützen. Das ist ein zutiefst heimtückischer und abscheulicher Unsinn, und das Beste, was wir als Community machen können, ist, Hass zu erkennen, wo wir ihn sehen. Und denjenigen LGB-Menschen, die immer noch mit ihren eigenen Vorurteilen zu kämpfen haben, wenn es um trans* Menschen geht, empfehle ich nachdrücklich, dass sie, während sie daran arbeiten, ihr Möglichstes tun, um denjenigen keinen Zentimeter nachzugeben, die, wenn sie die Chance bekommen, nicht vor trans* Menschen Halt machen werden in ihrem Bestreben, hart erkämpfte gleiche Rechte zurückzudrehen. Sie werden auch hinter Ihnen her sein. Das haben sie immer getan.