Katastrophenvorsorge

Von Bernd Grothkopp

Wie uns die aktuelle Hochwasserkatastrophe wieder vor Augen führt, müssen wir nicht nur Vorsorge für Hilfe  danach bereit halten, falls etwas eingetreten ist, sondern Abläufe und Inhalte in der Infrastruktur vorbeugend baldigst ändern, um Katastrophen abzumildern.

Katastrophen die Wucht zu nehmen ist wichtiger als das Aufräumen danach.

Das Ziel Klimaneutralität ist und bleibt ungeheuer wichtig, wird sich aber mindestens für diese und die nächste Generation nicht erfüllen.

Politisch wird überwiegend theoretisch darüber diskutiert, wie man den Klimawandel abwenden kann, damit das Leben und Verhalten der Gesellschaft möglichst so bleiben kann wie es war und ist. Aber die Maßnahmen erfolgen viel zu langsam, in Jahrzehnten statt in Jahren. Ich schließe mich der Meinung von Prof. Lesch an, das Wort Klimawandel ist viel zu harmlos und gemütlich, wir haben eine Klimakatastrophe.

Die politische Wahrheit müsste vorrangig fragen, wie wir Katastrophen-Vorsorge angehen und wie wir mit dem Klimawandel leben, der noch ein paar Generationen mindestens anhalten, wenn nicht dramatisch zunehmen wird.

Wie leben wir mit dauerhaft überfluteten Gebieten, mit Dürre, Wassermangel, Missernten, wegen Hitze unbewohnbarer Gebieten, Waldbränden, wie mit Starkregen und Hochwasser?

Und da geht es nicht um irgendwelche Katastrophenhilfen irgendwann in der Zukunft, sondern um den Weg zu anderer Besiedlung, anderer Landwirtschaft, anderer Mobilität, Umsiedlung.

Katastrophen dieser und anderer Art kann man nicht endgültig vermeiden, sondern wir müssen mit den zunehmenden Ereignissen zu leben lernen, die Folgen minimieren.

Feuerwehrstationen sollten nicht am tiefsten Punkt eines Tales gebaut werden, damit sie nicht im Einsatzfall unbenutzbar zwei Meter unter Wasser stehen. Es müssen dem Wasser auch Ausweichflächen geboten werden, Rückstau ist zu wenig und kann brechen. Wenn Starkregen vorhergesagt ist, dann sollten höherliegende Wasserspeicher so früh wie möglich abgesenkt werden. Die tief gelegenen Flächen sollten als Überflutungsbereiche vorrangig für Sportplätze und Parks genutzt werden, nicht für Krankenhäuser und Altenheime.  Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Solche Vorsorgemaßnahmen müssen sofort in Angriff genommen werden bei jedem Bauprojekt. Wiederaufbau ist zu kurz gedacht.

Und es braucht viele unterschiedliche Lösungen in den Bergen, an einem Fluss oder Hafen oder in der Fläche.

Deiche und Mauern sind gut gemeint, aber zu wenig.

Ich habe die Flutkatastrophe 1962 in Hamburg direkt erlebt im Wahlkreis von Helmut Schmidt. Die Toten gab es in den Elbe nahen eingedeichten Wohngebieten, als die Deiche überflutet wurden und brachen. In den flachen Gebieten im Hamburger Osten breitete sich das Wasser dagegen langsam steigend aus. Zwar wurde alles übeflutet, aber das Wasser hatte dort keine Wucht. Damals habe ich gelernt, dass Deiche eine Hoffnung, aber keine Lösung sind.

Wir brauchen also dringend eine gesellschaftliche Vorsorge gegen Klimawandelfolgen, ab sofort, nicht erst, wenn eine Katastrophe unmittelbar auf die nächste folgt. Und wir dürfen diese Vorsorge nicht auf Klimafolgen beschränken, wir müssen auch Erdbeben, Vulkanausbrüche, Pandemien, Krieg und Flucht einbeziehen, auch bedenken, dass mehrere Ursachen gleichzeitig eintreten können.

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