Warum wir X verlassen

Von Paul Vossiek

Unsere Partei hat Twitter viel zu verdanken. Viele unserer heutigen Mitglieder hätten wohl nie von uns erfahren, wenn die Debatten auf dieser Plattform uns nicht eine gewisse Sichtbarkeit eingebracht hätten. Inzwischen müssen wir uns aber eingestehen: Twitter gibt es nicht mehr. An seine Stelle ist X getreten, das soziale Netzwerk des rechtsextremen Schattenpräsidenten der USA, Elon Musk.

Dass wir Musk und seine Politik vehement ablehnen, braucht kaum eine Begründung. Dass er inzwischen auch aktiv in die deutsche Politik eingreift und zur Wahl der AfD aufruft, ist mit Blick auf seine Äußerungen und Handlungen der letzten Monate nur folgerichtig. Bemerkenswert ist immerhin der ziemlich erbärmliche Versuch einiger Akteure des deutschen demokratischen Spektrums, Musks Aufmerksamkeit zu erhaschen, um ebenfalls mit Reichweite auf seiner Plattform belohnt zu werden.

Es ist allerdings nicht so, dass alle Nutzer von X Fans von Elon Musk wären, unser Eindruck ist eher das Gegenteil. Wir sind uns jedoch einer einfachen Tatsache bewusst: Gegen den Algorithmus haben die Nutzer keine Chance. Nicht umsonst fordern wir Liberale Demokraten seit Jahren sogenannte „Algorithmentransparenz“: Große Unternehmen sollten offenlegen müssen, welche Optimierungsziele ihre Plattform-Algorithmen verfolgen und welche Parameter sie hierfür heranziehen.

Für X drängt sich der Verdacht auf, dass Musk den Algorithmus dafür nutzt, um seiner Weltanschauung und sich selbst Reichweite zu geben und Andersdenkende unsichtbar zu machen. Jeder Nutzer seiner Plattform wirkt daran mit, dass ein Rechtsextremer Macht darüber hat, welche Inhalte die Menschen sehen. Schon vor Musks Übernahme hatte Twitter großes Potenzial, Radikalisierungen zu befördern. Nun befindet es sich in den Händen eines Mannes, der es explizit dafür nutzen möchte.

Unsere Aktivität auf der Plattform haben wir schon lange reduziert, viele unserer Mitglieder und Vertreter unserer Partei haben sie verlassen. Jetzt tun wir, was folgerichtig ist, und verlassen mit den Accounts unserer Partei X. Unsere Hoffnung ist, anderswo einen Ort für fairen, demokratischen Austausch zu finden. X zu einem solchen Ort zu machen, wäre der Versuch, in einer Kneipe mit Nazi-Wirt Meinungsvielfalt zu erhalten.

Schlagwörter: Social Media | X

Neue Politik direkt in deine Inbox!

Du interessierst dich für aktuelle politische Ereignisse und für die Positionen und Aktionen der Liberalen Demokraten? Dann abonniere jetzt unseren Newsletter und erhalte regelmäßige Informationen per E-Mail!

Eine Bestätigungs-E-Mail (Double-Opt-in) wird in den nächsten Minuten Ihr Postfach erreichen.