200€-Einmalzahlung: Digitalisierung geht anders

Von Paul Vossiek

Die 200 € Einmalzahlung der Bundesregierung an Studierende und andere Menschen in Ausbildung sollte eine Sternstunde der Digitalisierung in der Verwaltung sein – und entwickelt sich stattdessen zur Lachnummer. ⁠

Wer den Bonus beantragen möchte, muss zuerst dem völlig berechtigten Gedanken widerstehen, bei einer Website wie einmalzahlung200.de könne es sich nur um einen Betrugsversuch handeln.⁠

Dort angekommen wird erklärt, dass außerdem ein sogenanntes BundID-Konto angelegt werden muss. Wer es auf die zugehörige Website schafft, die nach der Ankündigung prompt in die Knie ging (mit zusätzlichen Nutzern war natürlich nicht zu rechnen), soll dort mit der Ausweisfunktion des Personalausweises seine Identität bestätigen. Hier hat schon mal Pech gehabt, wer das Ganze auf dem Computer versucht hat.⁠

Nötig ist nämlich ein Smartphone mit NFC Funktion, auf dem die AusweisApp2 (auch hier nicht täuschen lassen, kein Betrug, die 2 gehört offiziell dazu) installiert ist. Wer jetzt noch vom letzten Besuch beim Bürgeramt die fünfstellige Transport-PIN aufgehoben hat, kann dort eine eigene sechsstellige PIN einstellen, mit der dann mit dem Personalausweis die Identität bestätigt werden kann.⁠

Das Problem: Auch nach zwei Websites, zwei PINs, einem Perso und einer App kann nichts beantragt werden, denn der eigentliche Antrag kommt „in Kürze“. Ein runder Abschluss für diese wohldurchdachte Verwaltungs-Meisterleistung.

Dieser Prozess ist ein Symbolbild dafür, wie Digitalisierung nicht betrieben werden wollte. Statt verkürzter Wege und gebündelter Angebote wurde das Zuständigkeits- und Angebotswirrwarr aus der Zettelwirtschaft ins Internet übertragen und dort auch noch dilettantisch umgesetzt. Es wird Zeit, dass echte Digitalkompetenz an den Spitzen der Behörden ankommt und in das nötige Know-how für zeitgemäße Lösungen investiert wird.

Schlagwörter: Digitales | Inflation | Studierende

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